Ständig drückt die Blase. Und neulich, als der Schwager diesen Witz erzählte, gingen beim herzhaften Lachen plötzlich ein paar Tropfen in die Hose. Zum Arzt? Nein, erst mal ins Netz, denken Sie sich. Und das ist verständlich. Sich vor dem Arztbesuch im Web informieren, online nach hilfreichen Berichten suchen: 

Bei der Frage: "Was ist Inkontinenz?" bewegen sich viele Menschen zunächst einmal in der digitalen Welt. Sie wissen oft nicht, wem sie sich anvertrauen sollen. Machen sich Symptome wie plötzlicher, starker Harndrang bemerkbar oder geht unfreiwillig Urin ab, reagieren die Betroffenen völlig unterschiedlich: Die einen denken sich die Situation harmlos, andere geraten in Panik. Oder sie grübeln, googeln und erstellen sich selbst eine Diagnose. 

Tröstlich ist: Sie sind mit dem Thema nicht allein. Denn über zehn Prozent aller Deutschen leiden an Inkontinenz. Die genaue Anzahl der davon betroffenen Bundesbürger schwankt, einfach weil die Dunkelziffer sehr hoch ist. Dennoch liest man in der Fachpresse, dass mehr als neun Millionen Menschen mit den Beschwerden einer Inkontinenz leben. Dabei erkranken Frauen daran häufiger als Männer. Fälschlicherweise als Alterserscheinung abgetan, kann Inkontinenz auch junge Menschen betreffen. 

Wichtig an dieser Stelle: Sie sind nicht gleich inkontinent, nur weil Sie gerade häufiger als sonst Harndrang spüren. Dahinter können oft völlig harmlose Auslöser stecken. So kennen schwangere Frauen das Phänomen nur zu gut, alle halbe Stunde zur Toilette zu müssen – gerade am Beginn einer Schwangerschaft. Manchmal meldet sich die Blase auch vor wichtigen Meetings. Dann spielt uns die Psyche einen kleinen Streich. Oft ist es auch nur einfach eine individuelle Sache: Der eine rennt schon auf die Toilette, wenn er nur ein Glas Wasser ansieht. Der andere muss selbst nach drei Tassen Kaffee noch nicht.

Ihnen schwirrt der Kopf schon allein, wenn Sie das Wort Inkontinenz lesen, haben aber keine genaue Vorstellung davon, was das heißt. Gut, denn genau das erfahren Sie in diesem Beitrag.

Bin ich inkontinent

Was ist Inkontinenz?

Wer unter Stuhlinkontinenz oder Harninkontinenz leidet, ist überhaupt nicht oder nur eingeschränkt in der Lage, Stuhl oder Urin so lange zu halten, bis er selbst bestimmt, ihn auszuscheiden. Als Synonyme für Inkontinenz begegnen einem auch Begriffe wie "schwache Blase" oder Blasenschwäche. Das Risiko daran zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter, kann aber auch unter bestimmten Bedingungen junge Menschen treffen. Genau genommen ist Inkontinenz keine Krankheit, vielmehr ein Symptom unterschiedlicher Erkrankungen. 

Ständig macht sich die Blase bemerkbar. Auch nach dem Gang zur Toilette will sie keine Ruhe geben. Für gewöhnlich kann eine entleerte Blase nicht nach zehn Minuten wieder voll sein. Denn das, was Sie trinken, braucht etwa zwei Stunden, bis es Ihr Körper wieder ausscheidet. Ist dieser beharrliche Harndrang etwa ein erstes Anzeichen für Inkontinenz? Oder wenn beim Joggen, Lachen, oder bei einem plötzlichen Nieser die Hose nass wird: Fühlt sich so Inkontinenz an? 

Dass alte Menschen Probleme mit ihrer Blase bekommen können – davon haben Sie schon gehört, nicht aber, dass auch viele junge Leute damit konfrontiert werden. Fakt ist: Inkontinenz kann aus unterschiedlichen Gründen Jung und Alt treffen. Die Beschwerden können für einen gewissen Zeitraum auftreten, aber auch zeitlebens bleiben. Gerade bei jungen Menschen steckt oft eine angeborene Störung der Harnwege dahinter. Auch bei Männern, die an einer Entzündung der Vorsteherdrüse, also der Prostata, erkrankt sind, tritt oft Blasenschwäche als Begleiterscheinung auf. Manchmal ist ein Harnwegsinfekt der Auslöser, auch eine zu schwache Beckenbodenmuskulatur kann das Halten des Urins beeinträchtigen und einen geringen, trotzdem unfreiwilligen Harnverlust verursachen. Abhängig von Art und Stadium der Inkontinenz, können die Betroffenen wenig oder gar keinen Urin mehr halten und den Zeitpunkt des Wasserlassens nicht steuern.

Es ist wichtig, die Beschwerden genau unter die Lupe zu nehmen, alle Symptome sorgfältig zu beurteilen. Wenden Sie sich dazu am besten an Ihre hausärztliche Praxis. In einem ersten Gespräch erfahren Sie, ob Sie direkt dort die notwendigen Untersuchungen für eine ausführliche Diagnose erhalten können oder der Besuch beim Urologen ratsam ist.

Seien Sie beruhigt. Sie leiden nicht an Inkontinenz, nur weil Sie oft zur Toilette müssen. In der Regel müssen Sie sich allein bei häufigem Harndrang keine Sorgen machen.

Von Inkontinenz spricht man erst, wenn Sie …

  • Ihre Blase nicht kontrollieren können,
  • den Zeitpunkt des Wasserlassens nicht steuern können,
  • ungewollt kleine oder große Mengen Urin verlieren,

Endlich Gewissheit – Untersuchung und Feststellung einer Inkontinenz

Quälen Sie sich nicht länger mit Ungewissheit. Und lassen Sie sich nicht länger von den Beschwerden einschränken und kontrollieren. Menschen mit Harninkontinenz geht es besser, sobald sie professionelle Hilfe annehmen. Ein ausführliches ärztliches Gespräch bringt Erleichterung, die körperliche Untersuchung Klarheit. Stehen alle Zeichen auf Inkontinenz, wird Ihr Arzt die Inkontinenzform und den Schweregrad bestimmen. Das ist das Wichtigste, denn darauf basieren die ersten Therapieschritte, die Ihr Arzt gemeinsam mit Ihnen planen wird – solche, die Ihre Blase stärken und Ihre Lebensqualität wieder verbessern. Um eine Inkontinenz einwandfrei zu diagnostizieren, gehen Ärzte in der Regel so vor:

Diagnosekriterien: Diese Merkmale offenbaren entscheidende Hinweis auf eine Inkontinenz

Geht beim Heben, Husten oder Treppensteigen Urin ab? Die Antwort auf diese Frage liefert einen wichtigen Hinweis auf die Inkontinenzform und die Ursache. Doch es gibt noch einige Symptome mehr, die Art und Schweregrade einer Inkontinenz kennzeichnen. Seien Sie den Fragen Ihres Arztes gegenüber aufgeschlossen. Denn Ihr offenes Feedback entscheidet mitunter, wie gut der Therapieverlauf gelingt. Um die richtigen Fragen zu stellen, verwenden Ärzte oft standardisierte Fragebögen – ein wichtiges Werkzeug, das nicht nur Aufschluss über Beschwerden und Krankheitsgeschichte gibt, sondern eine möglichst objektive Einschätzung aller Aspekte zulässt. Beispiele, wonach sich Ihr Arzt bei Ihnen erkundigt: 

  • Liegen Vorerkrankungen vor? Diabetes, Parkinson oder Multiple Sklerose?
  • Nehmen Sie regelmäßig Medikamente ein?
  • Wie groß sind die Urinmengen beim Wasserlassen?
  • Haben Sie dabei Schmerzen?
  • Verändert sich die Stärke des Harnstrahls?
  • Wie häufig müssen Sie tagsüber zur Toilette?
  • Holt Sie Ihre Blase auch nachts aus dem Bett?
  • Bleibt trotz Wasserlassen Urin in der Blase?

Ihr Arzt wird Sie auch danach fragen, ob Sie bei bestimmten Tätigkeiten Urin verlieren – beim Lachen, Niesen, Husten oder bei körperlicher Anstrengung, wie etwa beim Sport. Und weil Operationen, Schwangerschaften und Entbindungen ebenfalls großen Einfluss auf die Blasentätigkeit ausüben können, wird Ihr Arzt auch diese Bereiche abklopfen. Denn aus all diesen Merkmalen zeichnet sich oft schon ein erstes Bild ab und lenkt den Verdacht auf eine bestimmte Inkontinenzform.

Inkontinenz oder doch nicht? Der körperliche Check-up bringt es ans Licht  

Notwendige Maßnahme: die ärztliche Untersuchung. Im Fokus stehen dabei normalerweise die äußeren Genitalien und der Enddarm. Denn hier zeigen sich manchmal schon Kennzeichen einer möglichen Ursache der Beschwerden: Fisteln zum Beispiel. Weiter überprüft Ihr Arzt folgende körperlichen Konditionen:

  • Nervenfunktion
  • Spannung des Schließmuskels
  • Bei Männern: vergrößerte Prostata
  • Bei Frauen: Hormonspiegel in der Scheide, Senkung von Blase, Gebärmutter oder Enddarm

Ebenfalls zu den Basisuntersuchungen gehört die Urinuntersuchung. Mittels eines Teststreifens erkennt Ihr Arzt, ob "nur" ein Harnwegsinfekt die Beschwerden auslöst. Die sogenannte Restharnmessung via Ultraschall zeigt, ob nach dem Toilettengang die Blase völlig entleert ist oder Urin zurückbleibt. Durch eine umfangreiche Ultraschalluntersuchung der Harnwege werden eventuelle Tumore oder Harnsteine erkennbar, außerdem lassen sich damit die Nieren genau beleuchten. Um eine Fehlfunktion der Blase feststellen zu können, ist die urodynamische Untersuchung eine weitere Diagnosemethode. Dazu werden dünne, elastische Röhrchen, sogenannte Druckmess-Katheter in Blase und Enddarm eingeführt. Keine Sorge: die Blasendruckmessung verläuft schmerz- und nebenwirkungsfrei. Das Miktions-Zystogramm geht noch einen Schritt weiter: Die sonst auf Röntgenbilder nicht erkennbare Blase wird mittels eines Kontrastmittels sichtbar. Während des Wasserlassens aber auch im Ruhezustand werden Röntgenaufnahmen angefertigt, um einer Fehlsteuerung der Blase oder auch einer Blasensenkung auf die Spur zu kommen. Zuletzt dient eine Blasenspiegelung, die nur wenige Minuten dauert, zur Aufklärung von Blasenproblemen. Vor Schmerzen müssen Sie sich auch hier nicht fürchten: Denn ein Spezial-Gel, das die Harnröhre betäubt, macht den Eingriff im schlimmsten Fall "etwas unangenehm".

Hilfreich für die Diagnose: Das Miktionstagebuch

Das Trink- und Blasentagebuch ist ein wichtiger Faktenlieferant in der Diagnostik von Inkontinenz. Darin dokumentieren die Patienten einige Tage, wieviel sie trinken, zu welchen Zeiten sie zur Toilette mussten, wie plötzlich und stark der Harndrang davor war und ob sich die Blase unkontrolliert entleert hat. Wenn die Betroffenen bereits aufsaugende Hilfsmittel verwenden – beispielsweise Inkontinenzvorlagen – gibt die Anzahl der Vorlagen pro Tag Aufschluss.

Inkontinenz – Wer stellt eine sichere Diagnose? 

Der Weg zu Ihrer Hausarztpraxis ist eine gute Entscheidung. Denn Ihr Arzt ist in der Lage, die Symptome, die Sie schildern, im Vorfeld zu differenzieren. Für manch einen lösen sich an dieser Stelle die schlimmsten Befürchtungen in Luft auf. Wenn sich der Verdacht einer Inkontinenz allerdings erhärtet, wird Ihr Arzt Sie nach gezielter Fragestellung und ersten, einfachen Untersuchungen an einen Urologen verweisen. Urologen sind Spezialisten für das breit gefächerte Gebiet "Inkontinenz" – dort sind Sie in besten Händen.

Wenn es keine Inkontinenz ist, was ist es dann?

Kann die Blase Urin nicht halten, muss das nicht unbedingt Inkontinenz bedeuten. Eine schwere Verstopfung kann eine vorübergehende Blasenschwäche auslösen. Genauso können Entzündungen der Vagina, Blase oder Harnröhre und auch Operationen im Bauchraum für typische Beschwerden einer Inkontinenz sorgen. Nicht zu unterschätzen: muskelentspannende Medikamente können eine gesunde Blasenfunktion massiv stören. Sie müssen sich in aller Regel auch bei häufigem Harndrang keine großen Sorgen machen. Wenn allerdings Schmerzen, Fieber oder sogar Blut häufiges Wasserlassen begleiten, sind das Zeichen, die Sie unbedingt ernst nehmen sollten.

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Inkontinenz ist nicht gleich Inkontinenz – Überblick der verschiedenen Formen und typischen Symptome

Inkontinenz macht – abhängig von Art und Intensität – auf jeweils ihre Art auf sich aufmerksam. Die Gründe: vielfältig. Oft ist der Blasenschließmuskel zu schlaff, manchmal ist Inkontinenz auch das Ergebnis von Vorerkrankungen oder geht mit psychosomatischen Störungen Hand in Hand. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über Ihre Symptome. Schnell werden Sie erfahren, um welche Form der Inkontinenz es sich bei Ihnen handelt und welche Therapie für Sie und Ihre Lebensumstände die geeignete ist.

Vier Inkontinenzarten und ihre typischen Symptome

  • Belastungsinkontinenz oder Stressinkontinenz 

Bei einer Belastungs- oder Stressinkontinenz ist die Funktion der Beckenbodenmuskeln beeinträchtigt. Druck im Bauchraum und somit auf die Blase verhindert, dass die Betroffenen Urin halten können. Wie dieser Druck entsteht? Durch Husten, Niesen, Lachen oder körperliche Anstrengung. Ist die Muskulatur im Beckenbereich zu schwach, können kleine, manchmal auch größere Harnmengen ungewollt abgehen. 

Experten unterteilen die Belastungsinkontinenz in drei Stufen:
1: Inkontinenz bei Niesen, Husten, Lachen
2: Inkontinenz bei plötzlichen Bewegungen (z. B. schnelles Aufstehen oder Hinsetzen)
3: Inkontinenz in Ruheposition (z. B. beim Liegen)


Typische Beschwerden bei Belastungsinkontinenz

Harnverlust bei Aktivitäten: Sport, schweres Heben, Treppensteigen, Husten, Lachen, Niesen


Typische Ursachen einer Belastungsinkontinenz
 

Belastungsinkontinenz bei Männern: Nach operativer Entfernung der Prostata. Oft senkt sich dann der Schließmuskel und verliert an Spannung.

Belastungsinkontinenz bei Frauen: Tritt häufig während oder nach Schwangerschaften auf, nach einer Geburt, in den Wechseljahren, durch ein chirurgisches Trauma oder als Folge von Beckenbestrahlungen.

  • Dranginkontinenz

Tritt vor allem bei älteren Menschen auf, steht aber auch in Zusammenhang mit Schwangerschaft, Geburt und Menopause. Was passiert bei einer Dranginkontinenz? Die Blase gibt das Signal, dass sie voll ist und gibt unmittelbar danach schon Urin ab – unkontrollierbar. Die Ursachen dafür sind entweder muskulärer bzw. motorischer als auch sensorischer Natur. Normalerweise aktiviert das zentrale Nervensystem die Blasenmuskulatur, wenn die Blase voll ist. Bei einer motorischen bzw. muskulären Dranginkontinenz ist dieses System gehemmt. Ständige Kontraktionen des Blasenmuskels führen zu starkem Harndrang, auch wenn die Blase noch gar nicht voll ist. Wird der Druck zu stark, lässt sich der Urin nicht mehr halten.

Bei einer sensorischen Dranginkontinenz signalisieren überempfindliche Rezeptoren dem Gehirn eine volle Blase. Genau wie bei der muskulären Variante ist die Blase, entgegen der Signale, nicht vollständig gefüllt. Trotzdem erhält die Blasenmuskulatur vom Gehirn die Anweisung, Urin abzugeben. 

Übrigens: Wenn Sie tagsüber häufigen Harndrang spüren oder nachts mehrmals auf die Toilette müssen, können das, Symptome für eine überaktive Blase sein – die Vorstufe zur Dranginkontinenz

Typische Beschwerden bei Dranginkontinenz

Extrem plötzlicher Harndrang, der sich nicht kontrollieren lässt. Urinverlust meist in großen Mengen, zum Teil mehrmals in der Stunde. 

Typische Ursachen einer Dranginkontinenz

Sensorische Dranginkontinenz: Blasenentzündungen, Blasensteine, verengte Harnröhre, Tumore, Veränderungen der Prostata bei Männern, Östrogenmangel bei Frauen, Übergewicht

Motorische Dranginkontinenz: neurologische Erkrankungen: Demenz, Diabetes, Multiple Sklerose, Parkinson oder Schlaganfall

  • Überlaufinkontinenz 

Betroffene haben Probleme, die Blase vollständig zu entleeren. Deshalb bleibt nach jedem Toilettengang Urin in der Blase. Allmählich füllt sie sich komplett, bis sie voll ist. Durch ständiges Tröpfeln gibt sie den überschüssigen Urin ab. Man unterscheidet zwischen obstruktiver Überlaufinkontinenz, bei der der Urinabgang durch ein Hindernis gestört ist, und funktionellen Überlaufinkontinenz, bei der sich der Blasenmuskel nicht ausreichend zusammenziehen und den Urin abgeben kann.

Typische Beschwerden bei Überlaufinkontinenz

Permanentes Tröpfeln 

Typische Ursachen einer Überlaufinkontinenz

Obstruktive Überlaufinkontinenz: vergrößerte Prostata, Prostatakrebs und andere Tumore, Harnsteine, Gebärmuttersenkung

Funktionelle Überlaufinkontinenz: neurologische Erkrankungen: Demenz, Diabetes, Multiple Sklerose, Parkinson

  • Reflexinkontinenz 

Für gewöhnlich steuern Nervenimpulse die Blasenentleerung. Bei einer Reflexinkontinenz funktionieren diese Nervenimpulse jedoch nicht mehr richtig. Die Betroffenen merken dann nicht, wenn ihre Blase voll ist. Urin geht reflexartig in unterschiedlichen Mengen und Intervallen ab. Man unterscheidet zwei Arten von Reflexinkontinenz: Bei einer spinalen Reflexinkontinenz funktionieren die Nervenverbindungen zwischen Gehirn und Rückenmark nicht richtig. Spricht man von einer supraspinalen Reflexinkontinenz, ist durch eine Störung der Hirnleistung die Blasenkontrolle nicht mehr gegeben. 

Typische Beschwerden bei Reflexinkontinenz 

Keine Blasenkontrolle. Die Blase füllt sich und gibt reflexartig Harn ab. 

Typische Ursachen einer Reflexinkontinenz

Spinale Reflexinkontinenz: Nerven- oder Rückenmarksschädigungen, oder als Folge einer Multiple Sklerose Erkrankung
Supraspinale Reflexinkontinenz: nach einem Schlaganfall, bei Parkinson-, Alzheimer oder Demenzerkrankungen 

Was hilft? – Therapiemethoden bei Inkontinenz

Inkontinent: Was nun?

Je nachdem, um welche Art der Inkontinenz es sich handelt und wie stark sie ausgeprägt ist, gibt es verschiedene Therapien. Eine Harninkontinenz wird durch die verordneten Maßnahmen oftmals spürbar besser, manchmal verschwinden die Beschwerden sogar völlig. Ob Medikamente ausreichen, alleiniges Muskeltraining die Symptome lindert oder ein operativer Eingriff die Lösung ist, hängt von einer Menge Kriterien ab. Womöglich greift auch nicht gleich der erste Therapie-Ansatz. Um die Erkrankung in den Griff zu bekommen, braucht es manchmal ein bisschen Geduld. In dieser Zeit erleichtern die richtigen Inkontinenzhilfsmittel den Alltag. Einlagen, Vorlagen oder modische Pants: Jeweils für die Bedürfnisse und der Anatomie von Mann und Frau konzipiert, sind sie das A und O im Verlauf der verschiedenen Therapiemethoden. Die Hygiene-Artikel versprechen diskrete Sicherheit, indem sie den Urin sicher aufnehmen und im Kern einschließen. Lernen Sie hier einige Therapieformen kennen:

Beckenbodentraining

Eine starke Mitte hilft! Wurde eine beginnende Belastungsinkontinenz festgestellt, kann eine professionelle Beckenbodengymnastik gute Dienste leisten. Auch nach einer Operation an der Prostata berichten Urologen von guten Ergebnissen. Einige Physiotherapeuten bieten die sogenannte Urotherapie in ihren Praxen an und empfehlen regelmäßiges Training. Denn je öfter und konstanter man übt, desto schneller kehrt die Blasenkontrolle zurück. Mit dieser Methode haben Sie gute Chancen, leichte Formen einer Belastungsinkontinenz in den Griff zu bekommen.

Osteopathische Behandlung

Das Wissen aus der Osteopathie kann ergänzend zum Beckenbodentraining positiv dazu beitragen, Gewebe, Faszien und Muskeln rund ums Becken zu stärken.

Elektrostimulation

Fragen Sie Ihren Arzt auch nach einer Elektro-Therapie. Denn die Elektrostimulation kann eine sinnvolle Maßnahme sein, das Blasengewebe zu festigen. Mittels einer Sonde werden Stromimpulse an den Beckenboden übertragen, der sich dadurch anspannt. Bei konstanter Anwendung der Elektrostimulation können sich die Beschwerden verbessern.

Medikamente

Abhängig von der Art der Inkontinenz können Medikamente die Symptome lindern. Bei einer Dranginkontinenz zum Beispiel erzielt die medikamentöse Therapie oft den erhofften Erfolg. Spezielle Medikamente entspannen die Harnblasenmuskulatur. Der Effekt: Die Blasenkapazität verbessert sich und die Blase kann voller werden, bevor Harndrang einsetzt. Wenn oral verabreichte Medikamente ihre Wirkung nicht entfalten, kann ein entsprechender Wirkstoff auch direkt in den Blasenmuskel gespritzt werden. Sogar Botox, also Botulinumtoxin, wird mit seiner Wirkung auf Nerven- und Muskelfunktionen in den letzten Jahren immer häufiger zur Behandlung von Inkontinenz eingesetzt.

Operation

Erst, wenn alle anderen Behandlungsmethoden ausgeschöpft sind und nicht zum gewünschten Erfolg geführt haben, wird ein operativer Eingriff zum Thema. Mehr als 300 verschiedene Operationsmöglichkeiten hält die moderne Medizin bereit. 

Bei Männern tritt Inkontinenz häufig als Folge von Prostata-Operationen auf. Um die fehlende Funktion der Prostata zu ersetzen, gibt es einige bewährte operative Methoden. Unabhängig vom Inkontinenzgrad kann mittels des Einsatzes von adjustierbaren, also individuell einstellbaren Kissen – den sogenannten ATOMS-Systems – die Harnröhre wieder in die richtige Position gebracht und der Schließmuskel wieder funktionsfähig gemacht werden. Diese Methode ist minimal-invasiv und daher schonend und die Operationszeit dauert nur 30-45 Minuten. Ist der Schließmuskel verantwortlich für die Inkontinenz, verspricht die Implantation eines künstlichen Schließmuskels hohe Erfolgschancen, wieder kontinent zu werden.

Bei Frauen mit Belastungsinkontinenz ist die Schlingen-Operation das Mittel erster Wahl. Die sogenannte TVT-Methode (Tension free Vaginal Tape) funktioniert allerdings nur, wenn der Blasenschließmuskel noch ausreichend arbeitet. Dann ist es möglich, unter der Harnröhre ein Kunststoffband einzusetzen. Dieses Band stärkt die Harnröhre und verbessert den Blasenverschluss. Das Gute daran: Dieser Eingriff zählt zu den minimal-invasiven Methoden, belastet den Körper also nur wenig. Eine Vollnarkose ist nicht notwendig, eine örtliche Betäubung ist meistens ausreichend. 

Aufsaugende Inkontinenz-Hilfsmittel

Die Lösung, wie man eine Inkontinenz-Therapie im Alltag bestmöglich unterstützen kann, lautet: aufsaugende Hilfsmittel. Davon gibt es eine Vielzahl. Doch welches Produkt ist das richtige? Was sie alle können: Sie sorgen für ein angenehmes Trockenheitsgefühl und verhindern, dass Uringeruch entsteht. Modische Pants zum Beispiel eignen sich bei einer leichten bis mittelschweren Inkontinenz. Wie normale Unterwäsche lassen sich sie sich völlig unauffällig tragen. Auch Inkontinenz-Einlagen kommen bei dieser Stärke  in Frage. Diese werden über einen breiten Klebestreifen an der Unterwäsche fixiert. Einlagen gibt es in verschiedenen Ausführungen, jeweils für die Anatomie von Männern und Frauen entwickelt. 
Im Gegensatz zu Einlagen finden Vorlagen selbst bei schwersten Formen von Inkontinenz Anwendung. Sie sind wesentlich großer als Einlagen und haben eine wesentlich höhere Saugleistung. Da sie keine Fixiermöglichkeit, also keinen Klebestreifen besitzen, sind sie nicht in einem herkömmlichen Slip tragbar. Damit die Vorlage nicht verrutschen kann, wird sie immer in Kombination mit einer Netzhose getragen. 

Genauso gehören spezielle Schutzunterlagen fürs Bett zur großen Familie der Inkontinenzhilfsmittel. Sie schützen Matratze und Bettdecke, wenn nachts einmal "was daneben geht". 

Welches Inkontinenzprodukt im Einzelfall das richtige ist, erfahren Betroffene von ihrem Urologen. Auch inwieweit die Krankenkassen die Kosten dafür übernehmen. Bei einigen Herstellern von Inkontinenzartikeln können Sie sogar Musterpakete bestellen und selbst herausfinden, welches Produkt zu Ihnen am besten passt.  

Woher kommt Inkontinenz? – Den Ursachen auf der Spur

Was die Blase können muss: Urin speichern und zum gewünschten Zeitpunkt entleeren. Damit dieser Prozess tadellos funktioniert, müssen Gehirn, Muskeln und Nerven perfekt miteinander kommunizieren. Jede Menge Faktoren können diesen komplizierten Prozess stören. Ob Belastungsinkontinenz, Dranginkontinenz oder Überlaufinkontinenz: die verschiedenen Formen zeigen unterschiedliche Symptome und haben genauso viele Auslöser. Bevor Sie den richtigen Therapieweg einschlagen können, ist es wichtig, die Ursache zu kennen, die Ihre Beschwerden hervorruft. Lesen Sie, welche Lebensgewohnheiten und physischen Bedingungen die Blasengesundheit beeinflussen.  

Wenn sich die Blase nicht mehr kontrollieren lassen will, liegen diesem Umstand manchmal angeborene Störungen im Harnwegsapparat zugrunde. Das kann eine Fehlfunktion an Harnblase, Harnröhre oder dem Harnblasenschließmuskel sein. Aber auch eingeschränkte Nervenfunktionen, selbst eine Blasenentzündung kann eine vorübergehende Inkontinenz auslösen. Chronische Krankheiten, wie Diabetes mellitus, Multiple Sklerose, Parkinson, Herzinsuffizienz oder ein Schlaganfall können ebenso Inkontinenz begünstigen. 

Vorsicht bei Medikamenten! Dass Medikamente eine Inkontinenz verantworten, ist keine Seltenheit. Beruhigungsmittel und Antidepressiva haben eine lange Liste an Nebenwirkungen und können eine Blasenschwäche so richtig in Gang bringen. Auch die sogenannte Wassertabletten – zur Therapie von Bluthochdruck oder bei Herzmuskelschwäche eingesetzt – gehören dazu. Wie es dazu kommt, ist einfach erklärt: Diese Medikamente fördern eine verstärkte Flüssigkeitsausscheidung. Dieses "Mehr" an Urin kann die Blase überfordern. Starker Harndrang und ständiges "auf die Toilette müssen" sind die Begleiterscheinung. 

Einer Belastungsinkontinenz liegt eine erschlaffte Beckenbodenmuskulatur zugrunde. Ist diese zu schwach, kann sie ihre Aufgabe nicht mehr in vollem Umfang erfüllen:  

  • Organe im Unterleib zusammenzuhalten 
  • das Schließen der Blase kontrollieren 
  • für zügigen Harnfluss sorgen 

Mit steigendem Lebensalter lässt die Spannkraft des Beckenbodens nach. Auch dauerhafte körperliche Überbeanspruchung, starkes Übergewicht, Schwangerschaft, Entbindung oder eine Prostata-Operation können die Beckenbodenmuskeln schwächen.

Ein Aspekt, der oft erst auf den zweiten Blick deutlich wird: Psychosomatische Störungen können bei einer Dranginkontinenz oder Reizblase alleiniger Grund sein. Es ist weit verbreitet, dass Menschen, die unter starkem Stress stehen, nervös sind und mit seelischen Belastungen kämpfen, mit einer Blasenschwäche reagieren. Im schlimmsten Fall kann Inkontinenz ein Anzeichen für sexuelle Übergriffe sein.

Überblick möglicher Ursachen allgemein

  • Zu schwache Beckenbodenmuskulatur 
  • Angeborene Fehlfunktion des Harnwegapparates 
  • Nervenstörungen
  • Blasenentzündung und Blasensteine 
  • Krankheiten, wie Diabetes mellitus, Multiple Sklerose, Morbus Parkinson oder Schlaganfall
  • Nebenwirkung bestimmter Medikamente
  • Beckenbestrahlungen
  • Psychosomatische Probleme und Traumata 
  • Familiäre Veranlagungen

Überblick typischer Ursachen von Inkontinenz bei Frauen

  • Überbelastung der Beckenbodenmuskulatur nach Schwangerschaft und Geburt  
  • Wechseljahre bzw. Menopause  
  • Nach chirurgischen Eingriffen im Beckenbereich

Überblick typischer Ursachen von Inkontinenz bei Männern 

  • Entzündung der Vorsteherdrüse (Prostatitis) 
  • Vergrößerung der Prostata  
  • Operative Entfernung der Prostata

Auch das eigene Verhalten hat manchmal etwas mit Blasenschwäche zu tun. Gehen Sie zu oft zur Toilette oder zögern sie es hinaus? Dann tun Sie Ihrer Blase nichts Gutes. Im ersten Fall kann sich die Blase an die kleinen Urinmengen "gewöhnen" und ist unter Umständen irgendwann nicht mehr in der Lage, größere zu halten. Im anderen Fall überdehnt die Blase. Das kann ihre normale Funktion stören.  

Gesunde Blase: Was kann man selbst tun?

Nichtrauchen
Wenn sie über Jahre hinweg rauchen, reagiert Ihre Lunge irgendwann mit morgendlichem Reizhusten. Ihre Lunge versucht dann, die Verschleimungen loszuwerden. Dieser chronische Starkhusten übt starken Druck auf den Bauchraum aus und ist eine enorme Belastung für den Beckenboden. Rauchen begünstigt das Entstehen einer Belastungsinkontinenz. 


Normalgewicht  
Hat Übergewicht und ungesundes Essverhalten etwas mit Inkontinenz zu tun? Ja! Denn zu viele Kilos üben Druck auf den Beckenboden aus. Das stresst und reizt dauerhaft die Region um die Blase. Die Folge: Auf lange Sicht kann Übergewicht die Rezeptoren der Blase stören. Was beispielsweise beim Sport, manchmal schon beim Treppensteigen, unfreiwilliges Wasserlassen auslösen kann. Ungesunde Ernährung und das daraus resultierende Übergewicht kann eine Harninkontinenz fördern.


Richtig Heben
Wasserkisten, Umzugskartons oder Möbel schleppen: zu viel Gewicht stemmen, belastet den Körper. Nicht nur Gelenke, sondern vor allem die Beckenbodenmuskeln. Tipp: In die Knie gehen, aus dieser Position heraus schwere Gegenstände hochheben und möglichst nahe am Körper tragen.


Trinkverhalten 
Nehmen Sie ausreichend Flüssigkeit zu sich. Die Empfehlung lautet: 1 – 2 Liter am Tag. Wenn Sie zu wenig trinken, werden Blase und Harnröhre nicht richtig durchspült. Dann haben Keime und Bakterien leichtes Spiel – eine Harnwegsinfektion droht. Aber auch die Nieren brauchen genügend Flüssigkeit, damit sie richtig funktionieren können. 


Tipps für den Alltag und die Nacht  

  • Alkoholische Getränke vermeiden, denn Bier, Wein oder Sekt wirken stark harntreibend.
  • Kleidung mit einfachen Verschlüssen tragen. Diese können Sie, wenn "es eilt" schnell öffnen.
  • Blase erziehen. Mit gezieltem Blasentraining reduzieren Sie häufigen Harndrang. 
  • Schutzunterlagen fürs Bett schützen Ihre Matratze. 

In Selbsthilfegruppen Erfahrungen austauschen und erfahren, wie andere Betroffene mit dem Thema Inkontinenz umgehen.

Fazit

Ungezwungene Restaurantbesuche mit der Familie, Sport, auf Reisen gehen: Für viele Betroffene ist Inkontinenz nur schwer zu akzeptieren. Sie beantworten die Diagnose Inkontinenz erst einmal mit dem Rückzug aus der Gesellschaft, vor allem, wenn sie sich zeitlebens damit arrangieren müssen. Das Urteil Inkontinenz ist für sie gleichbedeutend mit dem Ende der Selbstbestimmtheit. Doch schon Benjamin Franklin wusste: "Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, verliert beides." – das trifft auch auf das Thema Inkontinenz zu. 

Wenn Sie die ersten Anzeichen bemerken, Urin verlieren – ob kleine oder große Mengen – ist der Weg zum Arzt die richtige Entscheidung. Denn je länger Sie schweigen, desto mehr gewinnt die Inkontinenz Oberhand. Vertrauensvolle Gespräche und körperliche Untersuchungen: nach und nach erörtern Sie gemeinsam Form und Ursache der Beschwerden. Verdichten sich die Hinweise, wird Ihr Arzt die passende Therapie für Sie zusammenstellen. Außerdem gibt es unterstützende Inkontinenzhilfsmittel, mit denen Sie gut durch den Alltag mit Inkontinenz kommen. Dazu gehören nicht nur Urinflasche oder WC-Stuhl, sondern vor allem aufsaugende Hilfsmittel, wie Vorlagen, Einlagen oder Inkontinenz-Pants. So können Sie sich tagsüber und nachts sicher und trocken fühlen. Gut zu wissen: Viele Anbieter von Inkontinenz-Hilfsmitteln bieten Gratisproben und Musterpakete an. 

Natürlich stellt Sie die Diagnose Inkontinenz vor besondere Herausforderungen. Sie wird auch Ihre Lebensweise verändern. Lassen Sie sich nicht entmutigen! Denn mit der Unterstützung Ihres Arztes, dem für Sie passenden Therapieplan und den richtigen Hilfsmitteln werden Sie Ihren Alltag meistern. Viele Betroffene bestätigen: Auch mit Harninkontinenz ist ein aktives Leben möglich: Beruf ausüben, Freunde treffen, Sport treiben. 

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